Laute Stille
in Tokio
東京の大きな沈黙
Unsere leitende Bildredakteurin Charlotte Zellerhoff arbeitet momentan ausschließlich im Homeoffice. Zusammen mit ihrem Mann, einem Japaner, ist sie nach Tokio gezogen und wird nun regelmäßig im mPaper von ihrem Leben in der Millionenmetropole berichten – vor allem durch Momentaufnahmen, die sie dort fotografiert. Damit erfüllt sie sich einen stillen Traum.
„Als ich 2019 zum ersten Mal nach Japan reiste, war ich völlig überwältigt. Tokio ist schrill, pulsierend, unendlich groß und doch so erstaunlich geordnet, dass mir die Angepasstheit der Menschen manchmal etwas Angst macht. Hochhäuser mit Neonreklamen neben jahrhundertealten Schreinen - das Nebeneinander von Moderne und Tradition fasziniert mich bis heute.
Nach dieser ersten Reise war mir klar: Ich komme zurück, auch für länger! Als mein Mann das Angebot bekam, ein Restaurant in Tokio zu leiten, war die Entscheidung schnell gefasst. Seit Mitte 2024 haben wir eine Wohnung in einem ruhigen Viertel im Süden der Stadt.
Die kulturellen Unterschiede zwischen Japan und Deutschland spüre ich jeden Tag. Die Japaner sind extrem höflich, aber oft auch sehr verschlossen. Manchmal fehlt mir der direkte, herzliche Austausch, wie ich ihn aus Europa kenne. Gleichzeitig habe ich hier tolle Begegnungen, wie mit der Blumenfrau um die Ecke, die mich inzwischen wie eine alte Bekannte begrüßt. Solche Momente geben mir das Gefühl, hier zu Hause zu sein. Und ich entdecke auch viele Parallelen: Werte wie Pünktlichkeit und Fleiß sind in Japan genauso präsent wie in Deutschland. Auch die Bürokratie ist ähnlich; und die Digitalisierung ist weit weniger fortgeschritten, als man es erwarten würde.
Eine der größten Herausforderungen ist für mich die Sprachbarriere. An manchen Tagen genieße ich es, nichts zu verstehen und mich in meiner eigenen Welt zu bewegen. Aber an anderen Tagen ist es extrem frustrierend, wenn selbst alltägliche Dinge schwierig werden, weil ich die Schriftzeichen nicht lesen kann.
Die Arbeit im Homeoffice über eine Distanz von 8.915 Kilometern funktioniert erstaunlich gut. Während der Arbeitstag in Berlin um neun Uhr morgens beginnt, starte ich in Tokio am späten Nachmittag und arbeite oft bis Mitternacht. Ich finde diesen Rhythmus ideal, er passt zu meiner momentanen Lebenssituation und ich genieße es, die Vormittage für mich zu haben.
Mein Leben in Tokio beeinflusst auch meine Wahrnehmung als Fotografin und Bildredakteurin. Vor allem die Werbefotografie unterscheidet sich oft stark von dem, was ich aus Deutschland kenne – sowohl in der Art als auch in der Farbigkeit. Und besonders beeindruckt mich, wie durchdacht und liebevoll Verpackungsdesign hier gestaltet wird. Diese Eindrücke nehme ich täglich mit in unser Berliner Büro – auch wenn meine Präsenz nur digital ist.
Die Stadt ist so pulsierend, dass ich als Fotografin gezielt nach Momenten und Szenen suche, die mich beruhigen. Mein Fokus hat sich verändert: Früher fotografierte ich gerne die Partyszene. Heute zieht es mich zu menschenleeren Orten, Lichtspielen und Motiven, die Stille ausstrahlen. Auch ich selbst bin ruhiger geworden, und das spiegelt sich in meinen Bildern wider.
Natürlich gibt es Dinge, die ich vermisse. Vor allem meine Familie, meine Freunde und den direkten Austausch mit meinen Kolleginnen und Kollegen. Aber wenn ich an ‚zu Hause‘ denke, dann denke ich jetzt an Tokio. Und wenn ich in Berlin bin, sehne ich mich nach diesem Gefühl zurück – nach dem organisierten Chaos, der Energie und den stillen Momenten, die ich hier immer wieder finde.“
Charlotte Zellerhoff
Seit 2018 arbeitet Charlotte Zellerhoff in der Bildredaktion von muehlhausmoers, seit 2021 leitet sie den Bereich. Ihr Umzug nach Japan eröffnet neue spannende Perspektiven – auch die Arbeitskolleg:innen in Berlin profitieren davon.
Ruhe im Chaos – stille Momente in Tokio
Laute Stille
in Tokio
東京の大きな沈黙
Unsere leitende Bildredakteurin Charlotte Zellerhoff arbeitet momentan ausschließlich im Homeoffice. Zusammen mit ihrem Mann, einem Japaner, ist sie nach Tokyo gezogen und wird nun regelmäßig im mPaper von ihrem Leben in der Millionenmetropole berichten – vor allem durch Momentaufnahmen, die sie dort fotografiert. Damit erfüllt sie sich einen stillen Traum.
„Als ich 2019 zum ersten Mal nach Japan reiste, war ich völlig überwältigt. Tokio ist schrill, pulsierend, unendlich groß und doch so erstaunlich geordnet, dass mir die Angepasstheit der Menschen manchmal etwas Angst macht. Hochhäuser mit Neonreklamen neben jahrhundertealten Schreinen - das Nebeneinander von Moderne und Tradition fasziniert mich bis heute.
Nach dieser ersten Reise war mir klar: Ich komme zurück, auch für länger! Als mein Mann das Angebot bekam, ein Restaurant in Tokio zu leiten, war die Entscheidung schnell gefasst. Seit Mitte 2024 haben wir eine Wohnung in einem ruhigen Viertel im Süden der Stadt.
Die kulturellen Unterschiede zwischen Japan und Deutschland spüre ich jeden Tag. Die Japaner sind extrem höflich, aber oft auch sehr verschlossen. Manchmal fehlt mir der direkte, herzliche Austausch, wie ich ihn aus Europa kenne. Gleichzeitig habe ich hier tolle Begegnungen, wie mit der Blumenfrau um die Ecke, die mich inzwischen wie eine alte Bekannte begrüßt. Solche Momente geben mir das Gefühl, hier zu Hause zu sein. Und ich entdecke auch viele Parallelen: Werte wie Pünktlichkeit und Fleiß sind in Japan genauso präsent wie in Deutschland. Auch die Bürokratie ist ähnlich; und die Digitalisierung ist weit weniger fortgeschritten, als man es erwarten würde.
Eine der größten Herausforderungen ist für mich die Sprachbarriere. An manchen Tagen genieße ich es, nichts zu verstehen und mich in meiner eigenen Welt zu bewegen. Aber an anderen Tagen ist es extrem frustrierend, wenn selbst alltägliche Dinge schwierig werden, weil ich die Schriftzeichen nicht lesen kann.
Die Arbeit im Homeoffice über eine Distanz von 8.915 Kilometern funktioniert erstaunlich gut. Während der Arbeitstag in Berlin um neun Uhr morgens beginnt, starte ich in Tokio am späten Nachmittag und arbeite oft bis Mitternacht. Ich finde diesen Rhythmus ideal, er passt zu meiner momentanen Lebenssituation und ich genieße es, die Vormittage für mich zu haben.
Mein Leben in Tokio beeinflusst auch meine Wahrnehmung als Fotografin und Bildredakteurin. Vor allem die Werbefotografie unterscheidet sich oft stark von dem, was ich aus Deutschland kenne – sowohl in der Art als auch in der Farbigkeit. Und besonders beeindruckt mich, wie durchdacht und liebevoll Verpackungsdesign hier gestaltet wird. Diese Eindrücke nehme ich täglich mit in unser Berliner Büro – auch wenn meine Präsenz nur digital ist.
Die Stadt ist so pulsierend, dass ich als Fotografin gezielt nach Momenten und Szenen suche, die mich beruhigen. Mein Fokus hat sich verändert: Früher fotografierte ich gerne die Partyszene. Heute zieht es mich zu menschenleeren Orten, Lichtspielen und Motiven, die Stille ausstrahlen. Auch ich selbst bin ruhiger geworden, und das spiegelt sich in meinen Bildern wider.
Natürlich gibt es Dinge, die ich vermisse. Vor allem meine Familie, meine Freunde und den direkten Austausch mit meinen Kolleginnen und Kollegen. Aber wenn ich an ‚zu Hause‘ denke, dann denke ich jetzt an Tokio. Und wenn ich in Berlin bin, sehne ich mich nach diesem Gefühl zurück – nach dem organisierten Chaos, der Energie und den stillen Momenten, die ich hier immer wieder finde.“
Charlotte Zellerhoff
Seit 2018 arbeitet Charlotte Zellerhoff in der Bildredaktion von muehlhausmoers, seit 2021 leitet sie den Bereich. Ihr Umzug nach Japan eröffnet neue spannende Perspektiven – auch die Arbeitskolleg:innen in Berlin profitieren davon.
Ruhe im Chaos –
stille Momente in Tokio
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